Ich bin sicher nicht der erste Mann, der mit zunehmendem Alter einen Punkt erreicht, an dem er beruflich einfach nicht mehr weiter kann. Irgendwie ist einfach die Luft raus. Man sehnt sich nach Abwechslung, sucht die Veränderung oder will sich einen lang gehegten beruflichen Traum erfüllen. Ich konnte damit nie etwas anfangen, ich hatte meinen absoluten Traumjob! Ja und nun ist es mir auch passiert – irgendwie habe ich das Gefühl ich drehe mich nur noch im Kreis, mache ständig das Gleiche. Soll es das gewesen sein? Bis an mein Lebensende? Da kam ich ins Grübeln. Zum ersten Mal machte ich mir ernsthaft Gedanken, beruflich einen ganz anderen Weg einzuschlagen. Doch als was? Da draußen gibt es so viele Möglichkeiten – man muss sie nur ergreifen! Also machte ich mir ein paar Gedanken dazu. Was für Möglichkeiten hat man denn als Quereinsteiger und was sind meine Interessen?
Nach reichlich Überlegung sind mir folgende drei Möglichkeiten eingefallen: Fotograf, Webdesigner und meinen eigenen Imbiss eröffnen. Dazu machte ich mir Stichpunkte, hier ein kleiner Einblick in meine Überlegungen. Kreativ bin ich schon immer gewesen, es machte mir Spaß „eigene“ Dinge selbstständig zu kreieren, von daher kam für mich nur eine selbstsändige Tätigkeit in Frage, ich wollte mir etwas eigenes schaffen nach jahrelanger Tätigkeit in einer Angestellten-Position. Ich überlegte also zwischen den drei Optionen hin und her. Was liegt mir am besten? Erfahrungen hatte ich in allen Bereichen bereits gesammelt. Ich fotografierte schon immer recht viel und kannte mich mit Computerprogrammen und Bearbeitungsprogrammen ganz gut aus – aber reicht das für eine Selbstständigkeit? Mit dem Webdesign ist es ähnlich. Ich bin, was Computer betrifft, wirklich fit. In meinem Bekanntenkreis habe ich zwei Webdesigner, ich habe mir viel abgeguckt – aber reicht das? Hier muss man erwähnen, dass man sich ständig weiterbilden muss um auf dem aktuellen Stand zu sein.
Und man darf nicht vergessen, dass man sich als Fotograf wie auch als Webdesigner erst einmal langsam und mühsam einen Kundenstamm aufbauen muss. Bei der dritten Option sieht es hingegen ganz anders aus, seit Kindheit an helfe ich immer mal in der Küche eines Familienmitglieds aus und es macht mir viel Spaß! Ich bin den Stress gewöhnt und probiere leidenschaftlich gerne neues aus. Auch hier muss man natürlich den Kundenstamm aufbauen – aber es erscheint mir sehr viel „einfacher“ neue Kunden mit leckerem Essen anzulocken. Ich liebe deftiges Essen, das ist meine Leidenschaft – also kam für mich nur ein Burger Imbiss in Frage. So ein rollender Verkaufsstand, ein Food Truck, wie man ihn heutzutage nennt.
Also ging es auf die Suche nach einem geeigneten Food Truck. Gesagt – getan! Ich bin nun stolzer Besitzer eines Imbisswagens. Aber ebenso aufwändig, wie die Anschaffung des Trucks, war auch die Auswahl der Gastrogeräte. Unglaublich, was man da alles beachten muss. Die Geräte müssen alle aus Edelstahl sein, kein Plastik, welches man zu Hause nutzt. Nehmen wir zum Beispiel mal einen Currywurstschneider. Unglaublich! Für wenige Euros bekomme ich einen für den Hausgebrauch. Der ist aus Plastik, hält vielleichte in paar Monate und gut wäre. Aber ein Currywurstschneider für die Gastronomie kostet gleich das 10fache, hält aber auch und ist optimal zu reinigen.
Das gleiche gilt für den Gastrobräter, den Kühlschrank oder schon die Ablagen – alles aus Edelstahl, was die Anschaffungskosten sofort nach oben drückt. Aber natürlich soll alles korrekt sein, alles perfekt – schließlich sollen die Gäste sich wohl fühlen, die beste Currywurst, die besten Pommes und den besten Burger bekommen – von mir, dem neuen Food Truck-König!
Und dann, dann war noch das Ordnungsamt. Unglaublich, wie viele Genehmigungen man braucht, um das erste Mal Currywurst mit Pommes zu servieren …. Nach vielen Tagen, nach vielen Behördengängen, war es endlich geschafft. Seit vergangenen Freitag stehe ich nun von Montag bis Freitag in der Mittagszeit am Rondellplatz mit meinem Food Truck – und: Ich verdiene Geld. Wenn es so weiter geht, kann ich sehr zufrieden sein. Und vor allem, die Arbeit macht mir Spaß, ich bin glücklich. Und das ist die Hauptsache!