WANN BEGINNT ENDLICH DER FILM?

Es gibt Menschen, die versprechen dir hoch und heilig, dich jung zu machen. Kennen wir alle. Weltraumerprobte Anti-Aging-Hyperkomplex-Cremes, bunte Wunder-Vitaminpillen, Gesichtsfaltenunterspritzung mit deinem eigenen Gesäßfett – was auch immer es da alles geben mag. Das Ergebnis ist freilich meist bescheiden. In letzterem Fall sogar, sprechen wir ganz oben, einfach nur vom Arsch von den selbigen.
Meine Kinder machen mich alt. Medizinische Hilfsmittel brauchen sie als echte Naturtalente nicht – das, was aus ihren Mündern kommt, reicht völlig aus. Nehmen wir nur mal meinen Jüngsten: Vor einigen Jahren schaute ich mit ihm – damals war er gerade eingeschult – den wunderbaren Zeichentrickfilm „In einem Land vor unserer Zeit“ (er Kinderticket, ich Seniorenrabatt – günstiger kommst du definitiv nur noch ins Kino, wenn du dich hinten reinschmuggelst). Wir saßen also gemeinsam im wunderschönen alten Kino in unserer Stadt. Inzwischen wurde es leider verkauft, entkernt und als neue gigantische Buchhandlung ausgebaut. Nichts gegen Bücher, aber ich fand das damals sehr schade. Habe auch dagegen protestiert (erfolglos) und mich später sogar noch viele Wochen lang in die neueröffnete Buchhandlung gestellt und aus Ärger einfach stundenlang gebrüllt: „WANN BEGINNT ENDLICH DER FILM?!“ Ich war echt sauer.

Jedenfalls saßen mein Sohn und ich im Kino, zehnte Reihe Mitte, Popcorn und Nachos auf dem Schoß, die riesigen Cola-Eimer in der Hand. Mein Sohnemann staunte im Sitz neben mir mit weit offenem Mund über das, was auf der Leinwand geschah. Kurz: Es war bis zu diesem Zeitpunkt ein rundum perfekter Vater-und-Sohn-Nachmittag. Während ich mir bereits Gedanken machte, wie man so einen Kinderkiefer medizinisch korrekt wieder einrenkt, beugte sich mein Siebenjähriger plötzlich zu mir rüber und zupfte an meinem Arm. „Dad, Dad, Dad!“ raunte Jeremy mir aufgeregt zu. „Als du jung warst, da gab es noch Dinosaurier, oder?“ Es gibt Momente im Leben, da stirbt man tiefsten Innersten ein klein wenig.

„Als ich jung war“, flüsterte ich ihm ins Ohr, „da hat das Tote Meer noch gelebt!“. Ich schlürfte den letzten Schluck Cola Light durch meinen Strohhalm und sackte in meinem altmodischen Kinositz zusammen. Ich fühlte mich alt. Sehr alt.

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